Am blassen Meeresstrande

Saß ich gedankenbekümmert und einsam. Die Sonne neigte sich tiefer und warf
Glührote Streifen auf das Wasser,
Und die weißen, weiten Wellen,
Von der Flut gedrängt,
Schäumten und rauschten näher und näher — Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen, Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen, Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen — Mir war, als hört ich verschollne Sagen, Uralte, liebliche Märchen,
Die ich einst, als Knabe,
Von Nachbarskindern vernahm,
Wenn wir am Sommerabend,
Auf den Treppensteinen der Haustür, Zum stillen Erzählen niederkauerten,
Mit kleinen, horchenden Herzen
Und neugierklugen Augen; —
Während die großen Mädchen,
Neben duftenden Blumentöpfen,
Gegenüber am Fenster saßen,
Rosengesichter,
Lächelnd und mondbeglänzt.

Heinrich Heine. Das Buch der Lieder.

Metade

Die Kraft der Angst, die ich habe

Halte mich nicht davon ab, zu sehen, was ich mir wünsche

Weil ich die Hälfte von mir schreie

Aber die andere Hälfte ist Stille.

… die Hälfte von mir ist kaputt

Aber die andere Hälfte ist Sehnsucht.

… Die Hälfte von mir höre ich

Aber die andere Hälfte ist das, was ich schweige.

… die Hälfte von mir ist das, was ich denke

aber die andere Hälfte ist ein Vulkan.

… die Hälfte von mir ist die Erinnerung an das, was ich war

Die andere Hälfte weiß ich nicht

… Die Hälfte von mir ist Schutz

Die andere Hälfte ist müde.

… Die Hälfte von mir ist ein Publikum

Und die andere Hälfte ist ein Lied.

Und mein Wahnsinn ist vergeben

Weil die Hälfte von mir Liebe ist

Und die andere Hälfte auch.

Oswaldo Montenegro

Nirgendland

Wohin ich immer reise,

Ich fahr nach Nirgendland.

Die Koffer voll von Sehnsucht,

Die Hände voll von Tand.

So einsam wie der Wüstenwind.

So heimatlos wie Sand:

Wohin ich immer reise,

Ich komm nach Nirgendland.

Die Wälder sind verschwunden,

Die Häuser sind verbrannt.

Hab keinen mehr gefunden.

Hat keiner mich erkannt.

Und als der fremde Vogel schrie,

Bin ich davongerannt.

Wohin ich immer reise,

Ich komm nach Nirgendland

Mascha Kaléko, 1968, Kein Kinderlied

How do I love you?

Let me count the ways. I love you to the depth and breadth and height my soul can reach. 

I love you not only for what you are, but for what I am when I am with you. I love you not only for what you have made of yourself, but for what you are making of me. I love you for the part of me that you bring out. 

You are something between a dream and a miracle.

You were made perfectly to be loved and surely I have loved you in the idea of you my whole life long. 

Who so loves believes the impossible

 Elizabeth Barrett Browning

Hört Ihr die Stimmen?

Wir sprechen einen Namen aus und treten ein, in die mystische, mythische Vergangenheit einer Frau: einer herrschenden, heilenden, handelnden Frau. MEDEA

Kindsmörderin? Eine  herz-zerfleischende Geschichte wird neu erzählt. Hört Ihr die Stimmen?

Die Vereinten spielen

Herz Essen

theaterundorchesterheidelberg

Zwinger 3

Samstag, 15.07.2023 19:00

Sonntag, 15.07.2023 19:00

Spielleitung: Mareike Schneider

Assistenz: Johanna Müller

Kostümberatung: Isabell Wibbeke

Dramaturgische Begleitung: Jürgen Popig

Mit Ermylia Aichmalotidou, Iris Asmus, Julia Bednarz, Malte Borgfeldt, Katrin Brucker, Lene Hanke, Elena Illing, Georgia Maousidou, Georg Prelorentzos, Linus Zipfel

Einlass ab 16 Jahre alt

Foto: Medea von  Alexander Boguslavskii und Daria Shantsina

Herz Essen

Penthesilea, „sie hat ihn wirklich aufgegessen, den Achill, vor Liebe. Erschrecken Sie nicht, es läßt sich lesen.“Heinrich von Kleist, Brief an Marie von Kleist, Dresden, Spätherbst 1807.

und MEDEA?

wir spielen!

Herz Essen

Erschrecken Sie nicht, es lässt sich schauen…

Eintritt jedoch ab 16 Jahre.

Hört Ihr die Stimmen? … … …

Theater und Orchester Heidelberg

Zwinger 3

15. und 16. Juli 2023

Spielleitung 

Mareike Schneider

Assistenz 

Johanna Müller

Kostümberatung 

Isabell Wibbeke

Dramaturgische Begleitung 

Jürgen Popig

Mit 

Ermylia Aichmalotidou, Iris Asmus, Julia Bednarz, Malte Borgfeldt, Katrin Brucker, Lene Hanke, Elena Illing, Georgia Maousidou, Georg Prelorentzos, Linus Zipfel

Gemälde: Medea, John William Waterhouse, 1907

L’empreinte de la vie – L’empreinte de l’espoir

Je suis d’un autre clan et d’une autre fratrie
Je suis l’homme à genoux et la femme aux abois
La louve suffocante au ventre du sous-bois
Quand sonne l’hallali sur l’autel des jours

Je suis d’un autre monde et d’une autre patrie
Je suis la voie tremblée qui dépèce le soir
La main fraîche du vent au front du désespoir
Et l’hospice espéré au versant de l’amour

Je suis d’un autre siècle et d’une autre mémoire
Je suis ce ciel ouvert rompu dans ton regard
Je suis celui qui sait et celle qui s’égare
Je suis le dissident  l’aveugle  l’exilé
Qui sur le toit des villes sabrent l’immensité

Je suis de tous les camps  De toutes les fratries
Je suis de chaque monde et de chaque patrie
Je suis de tous les siècles et sur chaque mémoire

L’empreinte de la vie – L’empreinte de l’espoir


Sylvie Méheut 

Extrait du recueil Le cercle de l’aurore, Monde en poésie éditions.

http://www.sylviemeheut.com/2017/07/l-empreinte.html